Versuch und Irrtum, ja, es ist ein wichtiges Prinzip beim Lernen. Ein Stolperstein oder ein Hindernis beim Lernen ist immer wieder die Eile. Gewinnbringendes Lernen erfordert Muße, um möglichst bewusst die Erfahrungen zu bewerten und dann neue zielführende Entscheidungen zu treffen.
Versuch und Irrtum – wer bin ich als Fotograf, was will ich als Fotograf?
Wiederholt war ich am frühen Morgen bei Bodenfrost unterwegs. Ich konzentrierte mich auf ähnliche Motive bei zum Teil gleicher Wegstrecke. Das ermöglicht Einblicke in den Schaffensprozess. Ideen für Motive, bzw. Motive, die ansprechend erscheinen, tauchen beim ziellosen ruhigen Gehen im Gesichtsfeld auf. Ein paar Bilder hier, ein paar Bilder da, gestern mit dem Telezoom, heute mit dem 35mm-Objektiv. Hier nehme ich einen Zaunpfahl als Stativersatz zu Hilfe, dort knipse ich in einer Liegeposition. Das zeigt mir: Ich bin immer noch dabei, mich als Fotograf selbst zu finden, meinen künstlerischen Ausdruck zu erforschen und zu verfeinern. Dies ist ein Prozess von Versuch und Irrtum, und beide Teile davon gehören unbedingt dazu.
Commitment oder Verpflichtung und Beschränkung tragen Früchte
Die misslungenen Aufnahmen sind wichtig. Sie können gute Ideen enthalten, die ich bei einem weiteren Versuch wieder aufgreife. Die Umsetzung mit einem anderen Ansatz, z. B. mit einem anderen Objektiv, mit mehr Konzentration und Ruhe bringt dann vielleicht das ersehnte Resultat. Die Kontinuität eines Projektes wie diese 40 Tage hilft bei der Entwicklung von Ideen. Vorlieben, grobe Linien, Fähigkeiten werden deutlicher. Ich bin im Geiste mehr mit den Motiven befasst, bin konzentrierter und vielleicht auch gezwungen, Orte öfter und zu anderen Tageszeiten zu besuchen, als ich es sonst täte. Ein zweiter, dritter oder vierter Blick kann nicht schaden. Gewiss, Momente der Langeweile sind auch dabei. Oder Gefühle der Überforderung, der Anstrengung, dieses Projekt trotz eines zum Teil anstrengenden Berufslebens durchzuziehen. Wenn ich in einem Moment der Ruhe zurückblicke, empfinde ich dieses 40-Tage-Projekt auf jeden Fall als großen Gewinn.
Versuch und Irrtum: störrisch am Alten festhalten und sich weigern, Lektionen zu lernen?
Ich sträube mich oft, ein Stativ mit auf meine Erkundungen zu nehmen. Es ist sperrig und ein zusätzliches Gewicht. Mal ist es beim Aufnehmen von Vorteil, dann wieder ein Hindernis. Doch ohne Stativ sind die Bilder oft nicht scharf genug, wenn ich sie mit dem Tele, im Wald, am Morgen oder in den frühen Abendstunden aufnehme. Es fehlt an Licht und die Aufnahme wird wegen der zu langen Belichtungszeit meist verwackelt.
Fazit
Ich glaube, wenn ich wirklich weiter kommen will mit meiner Fotografie, dann brauche ich mehr Fokus auf bestimmte Ziele, die ich mir setze. Fokus auf bestimmte fotografische Projekte und die Motivation und Energie, diese dann in erster Linie zu verfolgen. Das hieße, dass ich meine Planungen nicht so sehr nach bestimmten Zielen in den Bergen richte. Es braucht einfach mehr Zeit und Muße, als mir auf einer zehn- oder zwölfstündigen Wanderung zur Verfügung stehen.
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