Zentrale Gipfel der Allgäuer Alpen: Trettach, Mädelegabel, Hochfrottspitze, Bockkarkopf
Hauptdolomit-Klassiker der Allgäuer Alpen: Das Allgäuer Dreigestirn mit Bockkarkopf.

 

Die Allgäuer Alpen – das wilde Allgäu

Die Allgäuer Alpen sind Teil der nördlichen Kalkalpen, das heißt, die vorherrschende Gesteinsart besteht aus Kalksedimentgestein, also Gestein, das aus Ablagerungen auf dem Meeresboden entstand. Diese Ablagerungen sind Überreste von Lebewesen, hauptsächlich von Kleinstlebewesen, Mikroorganismen, Muscheln, Schnecken, Schwämmen oder Korallen. Eine umfasende Beschreibung der Allgäuer Alpen übersteigt mein Wissen, daher beschränke ich mich im Folgenden auf eine grobe Darstellung von Aspekten, die mich besonders interessieren. Als Quellen dienten mir Zettler/Groth: Allgäuer Alpen, Bergverlag Rudolf Rother, 1964, S. 30 ff sowie Einträge auf Wikipedia zu „Alpen“, „Kalkstein“, „Allgäuer Alpen“, „Gebirgsbildung“, „Plattentektonik“, „Molasse“.

Entstehung der Allgäuer Alpen

Die Entstehung von Hauptdolomit, der die Hochlagen am Allgäuer Hauptkamm, also Biberkopf, Hohes Licht, Mädelegabel oder Trettachspitze etc., bildet, setzte vor etwa 230 Millionen Jahren ein. Der Schrattenkalk auf dem Gottesackerplateau ist deutlich jünger. Dieser bildete sich erst in der Kreidezeit, also in einem langen Zeitraum von ca. 80 Jahren, der vor 145 Millionen Jahren begann. Daneben gibt es mit wesentlich anderem Aussehen Berge in der Nachbarschaft des Hauptkammes, die aus Fleckenmergel, oder Lias-Fleckenmergel bestehen. Lias, weil die Epoche der Entstehung vor etwa 200 bis 175 Millionen Jahren so genannt wird. Beispiele dafür sind Linkerskopf, Fürschießer und Rauheck.

Steilgraswände auf der Nordseite der Höfats
Die steilen Wände der Höfats sind meist von Gras bedeckt. Hier die Nordseite der Höfats.

 

Die markanten Steilgrasberge wie Höfats und Schneck bestehen aus Hornstein- und Aptychenkalken. Daneben sind noch Flysch (z. B. Fellhorn und Hörnergruppe) und das Konglomeratgestein Nagelfluh (Nagelfluhkette) zu nennen.

Der Prozess der Gebirgsbildung

Wer sich näher mit dem Prozess der Gebirgsbildung beschäftigt, kann anhand der Theorie nachvollziehen, wie es dazu kommt, dass ältere Sedimente über jüngeren Schichten liegen. Da bei der Kollision von kontinentalen Platten intensive Stauchvorgänge auftreten, werden die Sedimentschichten gefaltet, gestaucht, verschoben, gehoben oder in die Tiefe gedrängt. Das alles mag die oft faszinierenden Felsformationen erklären, die auch in den Allgäuer Alpen zu sehen sind.

Der Anschaulichkeit halber zeige ich zwei Grafiken, die die Prozesse visuell darstellen. Im ersten Bild wird sichtbar, wie durch Stauchung die Sedimentschichten brechen und von ihrem Grund verschoben werden können, so dass auch ältere Schichten über jüngeren zum Liegen kommen. Das zweite Bild zeigt die Auswirkung der Faltung der Sedimentschichten. Dabei ordnen sich die Schichten nicht nur in einer vertikalen Ausrichtung an, sondern ältere Schichten kommen neben jüngeren zum Vorschein.

Schematische Darstellung von Bruch und Überschiebung von Sedimentschichten.
Bruch und Überschiebung der Sedimentschichten durch Stauchung bei der Bildung der Alpen. Quelle: Mike Norton, Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

Schematische Darstellung der Auffaltung der Alpen.
Auffaltung von Gesteinsschichten, vertikale Ausrichtung, ältere neben jüngeren Schichten an der Oberfläche sichtbar. Quelle: Pearson Scott Foresman. Bild ist gemeinfrei.

 

Frühe Berührungspunkte mit den Allgäuer Alpen

Vor allem durch meinen Vater kam ich sehr früh in meinem Leben mit den Allgäuer Bergen in Berührung. Auch eine nahe am Haus meiner Eltern gelegene Kiesgrube barg allerlei Anregung für meinen Entdeckergeist: geologische Prozesse, die mit den Bergen zusammenhängen. Das Kies stammt aus den Bergen und wurde durch die Gletscher der Eiszeiten und das Schmelzwasser transportiert und abgelagert. Wird es zusammen mit Geröll, Sanden, Tonen und Schluff stark verdichtet, bildet sich das im Alpenvorland auftretende Nagelfluhgestein. Je weiter von den Bergen die Ablagerungen entfernt sind, desto feiner die Bestandteile.

Nagelfluh am Alpenrand

Der Rottachberg ist ein Vertreter für diese Nagelfluhvorkommen. Dieses Gestein wurde gebildet, als die Bildung der Alpen schon im Gange war. Da diese über einen Zeitraum von 100 Millionen Jahren enstanden sind, ist es klar, dass in dieser Zeit auch Erosionsprozesse im Gange sind, die zu Ablagerungen von Material in Niederungen führen. Geraten diese unter starken Druck, wird das Material verfestigt und zu Gestein geformt. Umgangssprachlich wird Nagelfluh auch „Herrgottsbeton“ genannt. Jungtiere meines Vaters kamen auf eine Sommerweide am Rottachberg, außerdem auf eine Alpe bei Ofterschwang und eine Sommerweide bei Hinterstein. Die Anreise mit einem 45 PS Traktor war immer ein Tagesausflug in die Allgäuer Alpen.

Mein Vater war viel intensiver und extremer in den Bergen unterwegs als ich. Er erzählte z. B. davon, wie er als Bub auf dem Weg zur Rappenseehütte mit seinem Vater barfuß über den damals für Allgäuer Verhältnisse noch großen Schwarzmilzferner lief. Kurz nach dem Krieg gab es keine geeigneten Schuhe für solche Abenteuer. Sie ließen sich offensichtlich nicht davon abhalten in den Bergen zu wandern, auch wenn die Füße noch so brannten. Später bestieg er fünf mal den Mont Blanc und auch andere hohe Gipfel außerhalb der Allgäuer Alpen. Sein Lieblingsgebiet waren aber die Lechtaler Alpen.

Bilder aus dem Oytal, die die typischen Erscheinungsformen der Allgäuer Alpen zeigen: Steile Grasflanken, zerklüftete Berge aus Hauptdolomit und üppige Alpweiden:

Allgäuer Alpen – Ursprünglichkeit und Massentourismus  

Heute sind die Allgäuer Alpen magischer Anziehungsort für viele Menschen. Welche ist die urigste Alpe? Wo gibt es den besten Kaiserschmarren? Jährlich kommen die Menschen und lassen sich von immer wieder sehr unbeständigem Wetter mit häufigem Regen nicht abschrecken, oder ziehen gar hier her. Werte um und über 2000 l/m² pro Jahr sind möglich, wenn es auch in anderen Alpenregionen deutlich mehr sein können, z. B. im Berner Oberland mit 4000 l/m², oder 30 km davon entfernt in Brig im Wallis mit 750 l/m² auch deutlich weniger. Oft herrscht Weststaulage, die den Allgäuer Bergen Sommer wie Winter größere Niederschlagsmengen beschert als anderen Regionen.

Alpine Gefahren

Schnell überschätzt man die eigenen Kräfte und das eigene Können, oder ist mental den Anforderungen der hohen Berge nicht gewachsen. Unerfahrene Wanderer lassen sich von den vielen Angeboten im Netz locken und bringen sich so in Gefahr, z. B. wenn sie bei noch hoher Schneelange zum Schrecksee hoch gehen. Oder sich ohne geeignete Ausrüstung in alpines Gelände begeben. Auch hier gilt: Umsicht und Übung macht den Meister. Umkehren ist keine Schande.

Beliebte Ziele in den Alläguer Alpen

Die meisten Besucher sind immer dort zu finden, wo Bergbahnen einem den Aufstieg und Abstieg abnehmen, z. B. am Nebelhorn, Hohen Ifen, Fellhorn, der Kanzelwand oder Alpspitze und vielen anderen Orten. Stark frequentiert ist der E5, der von Oberstdorf nach Meran, oder der Heilbronner Weg, der von der Rappenseehütte zur Kemptner Hütte führt. Ebenso beliebt sind herrlich gelegene Bergseen wie der Schrecksee oder die Gaisalpseen, die oft mit einer Tour auf das Rubihorn verbunden werden.

Naturschutz in den Allgäuer Alpen

Dank ständiger Bemühungen um den Schutz der Natur konnten viele Schätze bewahrt werden, oder fast verloren geglaubtes konnte sich in seinem Bestand erholen, so zum Beispiel das Edelweiß an der Höfats. Das Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen besteht seit 1992 und umfasst 20777 Hektar, somit ist es das größte im Regierungsbezirk Schwaben. Ein weiteres Naturschutzgebiet befindet sich auf dem Gottesackerplateau: Hoher Ifen mit 2448 Hektar. 

Hilflose Politik und Missbrauch des Naturschutzgedankens

Trotzdem bleibt auch hier die Zeit nicht stehen und so manche unerfreuliche Erscheinung stößt vielen Einheimischen auf, z. B. hohe Parkplatzgebühren. Die Gemeinden wehren sich und wollen die Besucher lenken oder zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel drängen. Auch an die Provinzposse im Rappenalptal sei erinnert.

Die ganze Aufregung um das Geschehen am Rappenalpenbach war sicher für viele eine willkommene Ablenkung von allerlei anderem Frevel, der in den Medien unerwähnt bleibt. Wenn es einem Landratsamt schon nicht gelingt, ein solch unsinniges Vorhaben von vornherein zu verhindern, maßen sich die Deutschen mit ihren Klimaprogrammen weltweit nicht an? Aber vielleicht ist dies ja auch alles eine Luftnummer und Ablenkung von anderen Dingen. Der Missbrauch des Naturschutzgedankens zur Verschleierung anderer Interessen?

Kuriose und urige Flurnamen oder Ortsbezeichnungen

Zurück zu leichteren Dingen: Flur- und Ortsnamen. Wer einen genaueren Blick auf einschlägiges Kartenmaterial wirft, findet viele interessante oder kuriose Bezeichnungen für Geländeabschnitte. Wie viele Berge wohl das Wort Kopf im Namen tragen? Häufig kommt auch das Wort „gern“ in den Flurnamen vor: „Stützelgern“, „Fahnengern“, „Brunnengern“, „Hohengern“, „Kälbergern“, „Laugern“, „Ramsengern“, „Hüttlesgern“, „Gütlesgern“, „Krieggern“, „Fällgern“, „Griesgern“, „Lindengern“, „Krutachgern“ oder „Alpenrosen-Gern“ und „Matung-Gern“ und gar ein „Streitgern“. 

Vom Teufelsloch über Saubuckel zum Himmelhorn und Himmeleck – das Allgäu lässt nichts aus.

Dass wir bloß nicht in Teufelsküche kommen, oder gibt es nichts zu fürchten im „Kindsbangetwald“? „Rauhenhalstobel“ und „Teufelsloch, „Seichereck“ – was hat es damit auf sich? Von einer „Königsebene“ ist die Rede, davon gibt es gar eine hintere, mittlere und vordere. Es gibt einen „Drusenkopf“, die „Faulewand-Spitzen“, eine „Rotnase“, eine „Zwerchwand“, eine „Schlosswand“, „Assenschwand“, die „Katzenköpfe“, oder den „Seilhenker“. Was ist mit der „Bubenebene“, „Wibertrift“ oder dem „Wurmloch“? „Himmelschrofen“ oder „Himmelhorn“ und „Höllhörner“ dürfen auch nicht fehlen, ebenso „Dürre Gumpen“, „Feiste Gumpen“ und „Rossgumpenalpe“. Am besten ist der Name „Saubuckel“, der der Bezeichnung eines Geländes an der Fiderescharte dient. Wohlgemerkt, das sind alles Bezeichnungen allein aus der Karte „Allgäuer-Lechtaler Alpen – West“. Für den heimatkundlich interessierten lohnt sich gewiss ein Blick in die Karten für das Kleine Walsertal, oder die AV-Karte „Allgäuer-Lechtaler Alpen – Ost“.

Grenzen der Allgäuer Alpen

Die Allgäuer Alpen sind im Osten und Süden durch den Lech begrenzt, im Westen gehören das Kleine Walsertal dazu, Bregenzer Ach, bzw. Rehmerbach und Subersach bilden die Grenze. Im Norden zieht sich die Grenze etwa entlang der Linie Füssen, Pfronten, Nesselwang, Wertach, Immenstadt, Oberstaufen und Lindenberg bis Lindau (siehe auch folgende Karte auf Openstreetmap).

Landkarte der Allgäuer Alpen
Die Allgäuer Alpen nach Ernst Höhne, Quelle: Pechristener; Lizenz: CC BY-SA 3.0.

 

Abendstimmung in den Allgäuer Alpen
Blick vom Älpelesattel nach Gerstruben.

 

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