Der Biber im Oberallgäu

Der Biber im Oberallgäu
Nagespuren an einem Baum an einem Altarm der Iller

Spuren der Biber findet man an der Iller im südlichen Oberallgäu. Als Lebensraum ist der Fluss für die Nagetiere aber wohl kaum geeignet. Die Ufer sind meist mit schweren Felsblöcken und Gestein befestigt. Die Fließgeschwindigkeit des Wassers dürfte nicht der Vorliebe der Biber entsprechen, außerdem gibt es in dem relativ engen Flussbett kaum Buchten und ruhige Zonen. Deshalb ist die Anlage von Biberbauten an der Iller vor Sonthofen deutlich erschwert. Biberwelten sehen anders aus.

Einem Rinnsal gleicht die Iller nördlich von Fischen Anfang Februar 2023

Was braucht der Biber für seine Burgen?

Biber brauchen auch im Oberallgäu Gewässer mit genug Wassertiefe, vorzugsweise an Fließgewässern. Sie legen ihre Bauten so an, dass der Eingang zum Bau immer unter Wasser liegt. Als Baumaterial dienen entweder Zweige und Äste, die sie den von ihnen gefällten Bäumen entnehmen. Oder sie bauen Höhlenbauten am Ufer eines Flusses oder Sees, wenn das Material dies erlaubt. Dafür muss es zum Graben genügend weich sein, aber auch stabil genug, damit ein Bau nicht gleich wieder einstürzt. Momentan führt die Iller sehr wenig Wasser und gleicht nur noch einem Rinnsal. Wie wollen da Biber einen Standort finden, der einen Eingang zum Bau konstant unter Wasser erlaubt? In den Kurven vielleicht, aber wenn der Fluss Hochwasser führt, dürfte der Druck in die Höhle dann schnell zu groß sein und diese fluten. Außerdem sind die Deiche für einen Biber wohl kaum zu durchdringen.

Nackte Zweige - Fraßspuren der Biber
Zweige in der Iller, deren Rinde vom Biber abgenagt wurde.

 

Biberbau staut kleinen Bach
Ein typischer Biberbau, der einen kleinen Bach oder Altarm der Iller um ca. 50 cm anstaut.

Folgende Bilder sind bei einer Erkundung an einem Abschnitt eines kleinen Altarmes der Iller entstanden. Ein Biberbau staut das Wasser:

Anwesenheit des Bibers: Konflikte mit Land- und Forstwirtschaft

Daher weichen die Tiere in die Umgebung aus. Zum Beispiel in die teilweise noch vorhandenen Altarme oder Seitenzuflüsse der Iller. Aber auch hier dürften sie nicht überall heimisch werden. Viele Wald- und Wiesenbesitzer sind wohl kaum erfreut, wenn sich auf ihrem Grund eine Biberfamilie niederlässt. Die Tiere fällen Bäume, die ihnen als Nahrung vor allem im Winter dienen. Mit ihren Bauten stauen sie Bäche auf, was ökologisch gesehen zu einer Aufwertung des Lebensraumes, aber auch zu Überflutung und einem Ansteigen des Grundwasserspiegels führt. Damit kommen die Nager in Konflikt mit den Nutzungsinteressen von Land- und Forstwirtschaft. Auch am Ettensbach bei Westerhofen sind die Nager aktiv, allerdings ist mir unterhalb des Rückhaltebeckens kein Biberbau bekannt. Oberhalb dessen schon. Dort machen Biber alles dicht. Ich vermute, das liegt auch hier an der Fließgeschwindigkeit, und an der Uferbefestigung durch schwere Steine, die weiter bachaufwärts nicht vorhanden ist.

Nagespuren der Biber am Ettensbach
Nagespuren – abgenagte Zweige und Äste am/im Ettensbach

Nahrung der Biber

Biber ernähren sich in der warmen Jahreszeit vor allem von frischen Knospen, Trieben und Blättern der Bäume, aber auch von Gräsern und krautigen Pflanzen. Im Winter stehen hauptsächlich Rinden von Bäumen mit weichem Holz auf dem Speiseplan, z. B. Weiden und Espen, aber sie nehmen fast alle Hölzer, wenn es keine Weichhölzer gibt.

Bibermanagement und Lastenausgleich

Um den Biber oder die Biberwelten dauerhaft zu schützen ist ein Management der relevanten Flächen erforderlich. Dazu gehören genügend große Uferrandstreifen von ca. 20 bis 50 Metern. Angeblich verlässt der Biber nur selten diese Gewässerrandzone. Das aber kostet Geld. Wer will, dass der Biber im Allgäu heimisch wird, sollte auch sagen, wie er die Landwirte und Grundstücksbesitzer dafür entschädigen will. Ich persönlich höre von sehr viel Unmut, den die Anwesenheit des Bibers bei den Menschen weckt. Hat der Biber genug natürliche Feinde? Ich wage das zu bezweifeln. Den Jungen werden wohl Seeadler und andere Greifvögel, große Raubfische und Füchse gefährlich, aber einem ausgewachsenen Biber mit bis zu einem Meter Körperlänge und bis zu 36 kg Körpergewicht wird wohl nur der Wolf oder Bär beikommen.

Welche Erfahrungen und Erkenntnisse zum Thema gibt es von der lokalen Bevölkerung zu berichten? Wer was weiß, kann dies gerne in einem Kommentar mitteilen.

Folgende Bilder sind bei einem Spaziergang am Ettensbach entstanden:

Weitere Bilder vom ersten Spaziergang:

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