Vom Charme alter Objektive ohne Autofokusmotor

Vom Charme alter Objektive ohne Autofokusmotor
Fürschießer und Krottenspitzengrat

Zwei alte Objektive ohne Autofokusmotor sind in meinem Besitz: ein 80-200 mm Zoomobjektiv und ein Makroobjektiv mit einer Brennweite von 105 mm. Darüber hinaus nutze ich manchmal auch einen Telekonverter, der die Brennweite eines Objektives verdoppelt. So wird aus dem 80-200 mm Objektiv ein 160-400 mm Objektiv. In den Maßen des alten Kleinbildformates würde dies einem Zoomobjektiv mit 240 bis 600 mm Brennweite entsprechen. Damit kann man Berge schon sehr nahe heranholen. 

Scharfstellen bei Objektiven ohne Autofokusmotor

Wenn ich ein solches Objektiv ohne Autofokusmotor einsetze, muss ich manuell scharfstellen. Dazu nutze ich das Display auf der Rückseite der Kamera und stelle dies auf maximale oder annähernd maximale Vergrößerung ein und drehe langsam am Objektiv hin und her. Ich löse dann aus, wenn ich das Gefühl habe, dass ich die größtmögliche Schärfe eingestellt habe. So einfach ist es aber nicht. Sowohl auf die Nähe als auch auf die Weite machen wenige Millimeter am Schärfering des Objektivs schon erhebliche Unterschiede, die bei der Unschärfe, die durch die Kamerabewegung bei der Drehung am Objektiv entsteht, am Display nicht immer gut zu erkennen sind. D. h. es ist gar nicht so leicht, mit diesen Objektiven den Gegenstand, den ich scharfstellen möchte, auch wirklich scharf zu bekommen. Diese Hürden nehmen mir neuere Objektive mit einem Autofokusmotor sehr zuverlässig ab.

Ende März stellte ich mein Stativ in der Nähe von Oberstdorf auf und nahm den Fürschießer, den Krottenspitzengrat, Krottenspitzen und die Oefnerspitze ins Visier, ebenso die Kegelköpfe. Zuerst setzte ich dabei das erwähnte alte Zoomobjektiv mit 80-200 mm mit einem Telekonverter ein, der die mögliche Brennweite verdoppelt. Zum Vergleich habe ich auch ein Zoomobjektiv mit Autofokusmotor mit einer Brennweite von 70-300 mm benutzt. Die vier Bilder oben sind mit dem Objektiv ohne Autofokusmotor entstanden. Das letzte von den vieren ist das schärfste, was mich zu der Vermutung bringt, dass die Unschärfe nicht am Objektiv liegt, sondern an meinen Fehlern bei der Einschätzung der besten Schärfeeinstellung.

Charme des Alten oder der des Fehlers bei der Scharfstellung?

Die Bilder, die mit dem Objektiv ohne Autofokusmotor entstanden sind, wirken wie alte Fotografien ohne die gewohnte Schärfe heutiger Bilder. Sie sind scharf, und doch nicht ganz scharf. Auch zeigen sie eine leichte Abweichung in der Farbdarstellung, die ich schwer zu beschreiben finde. Für mich haben diese Bilder einen eigenen Reiz oder Charme. Ich will nicht ausschließen, dass die Unschärfe ein Fehler meinerseits bei der Aufnahme ist. Fotografieren ohne Autofokusmotor erfordert viel mehr Zeit, und natürlich ein Stativ, das aber bei einer Brennweite von 300 mm auch bei einem Objektiv mit Autofokusmotor fast immer notwendig ist. Bei dieser Brennweite erhalte ich selten wirklich scharfe Bilder, wenn ich kein Stativ verwende. Das musste ich leider immer wieder feststellen.

Die alten Objektive wirken solider gebaut und sind schwerer. Sie enthalten weniger Plastik als heutige Objektive. Auch das macht ihren Charme aus. Eine nostalgische Annäherung an die analoge Fotografie? Solche alten Objektive ohne Autofokusmotor machen Spaß und laden den Nutzer ein, sich tiefer mit der Fotografie zu beschäftigen. Also, keine Angst vor alten Objektiven.

Hier zwei Bilder, die mit dem neueren Zoomobjektiv mit Autofokusmotor entstanden sind, jeweils mit einer Brennweite von 300 mm. Beide Bilder wirken schärfer als jene, die ich ohne die Hilfe eines Autofokusmotors aufgenommen habe.

verschneite Berggipfel, aufgenommen durch ein Objektiv mit Autofokusmotor
v. r. n. l.: Krottenspitzen, Oefnerspitze, Großer Krottenkopf und Hornbachspitze.

 

Kegelköpfe, im Hintergrund gerade noch erkennbar die Marchspitze.

 

 

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