Herbstlese: Ahornboden, Goldregen und Abschied

Herbstlese: Ahornboden, Goldregen und Abschied
Herbstkleid: Farn goldbraun und in Resten noch grün.

Meine Herbstlese… Der vergangene Herbst war ein warmer und milder Herbst. Selbst als Ende Oktober schon einiges an Schnee in den Bergen fiel, waren Touren auf die Hochfrottspitze und Mädelegabel noch sehr angenehm. Bis Mitte oder Ende September hielt sich der Sommer und nur in höheren Lagen zeigten sich deutliche Herbstfarben. Am 19. Oktober auf dem Ahornboden an der Schwarzenberghütte war das Laub der alten Ahornbäume noch wenig herbstlich. Erst am 29. Oktober, dem Tag meiner Überschreitung von Hochfrottspitze und Mädelegabel und am 5. November, auf einer Tour auf den Gatterkopf, sah ich die Erde gekleidet in ihrer vollen herbstlichen Farbenpracht. In den Hochlagen brach der Winter durch, darunter erreichte der Herbst seinen Höhepunkt.

Herbstanfang in den Bergen: Herbstwiesen
Seeköpfe und Schochen mit den Bergwiesen in herbstlichen Farben.
Der Schneck mit seinen Steilgraswänden
Schneck und Großer Wilder vor der Hornbachkette.
Blick vom Nebelhorn zum Großen Daumen
Blick zum Großen Daumen entlang des Hindelanger Klettersteiges: Fast noch Sommer.

Milder Herbst – Tod der Mutter

Der Tod, bzw. der Heimgang meiner Mutter läutete den Herbst ein. Eine intensive gemeinsame Zeit während der letzten Wochen schenkte Raum für einen sanften Abschied, auch wenn der tatsächliche Moment dann dennoch überraschend war, als sie mit ihrem Leben in lichtere Gefielde weiter zog. So leicht und mild der Herbst war, so erschien auch ihr Übergang: ein langes Leiden blieb ihr erspart. So hatte sie es sich gewünscht. 

Herbstlese und Ernte – Lebe ich voll und ganz mein Leben?

Plötzlich ist sie in der gewohnten Form nicht mehr da, die Mutter, und zeigt mir damit meine eigene Endlichkeit hier auf Erden. Woher kommen wir, wohin gehen wir? Was wollen wir hier leben? Wozu bin ich hier? Auf einmal sind diese Fragen sehr viel deutlicher zu Bewusstsein gekommen.

Das Leben zeigt die Fülle auf, in jedem Moment, überall. Wir Menschen sind es, die dem Strom des Lebens Grenzen setzen und in unserem Denken eine Welt des Mangels und Konfliktes schaffen. Freiheit und die Kraft diese Grenzen zu überwinden finden wir nicht in der Jagd nach den vermeintlichen und materiellen Schätzen dieser Welt oder der angstvollen Abkehr von ihr. Ich bin mir sicher, wir sind nicht getrennt von der Kraft und Essenz des Lebens. Wie schnell und wie leicht aber ich das immer wieder vergesse! Der Heimgang der Mutter stellt die Frage: Was will ich leben? Wozu bin ich hier? Und mahnt: Verschwende keine Zeit, denn die Reise auf Erden ist kurz. Bin ich glücklich mit meiner Ernte? Ist es Zeit für einen Neubeginn?

Der Ahornboden an der Schwarzenberghütte im Ostrachtal…

Der Herbst kehrt ein auf der Alp…

Der Herbst kurz vor dem Höhepunkt…

Goldener Herbst: Gold regnet von den Bäumen…

Der Herbst in seiner vollen Farbenpracht…

 

Herbstlese: die Farben verblassen
… und dann verblassen allmählich die Farben und der Winter kündigt sich an…

Schnee bis in tiefe Lagen am 17. November…

…und der Schnee scheint zu bleiben. Ende der Herbstlese.

Freistehende Fichte auf dem Winterfeld
Ein einzelner Baum in der tief verschneiten Landschaft, aufgenommen mit bewegter Kamera…

Dieser Artikel hat 2 Kommentare

  1. lieber Alban, das sind wunderschöne Aufnahmen und ein toller Text, der inspiriert, innezuhalten und über das eigene Leben nachzudenken.
    Lieben Gruß

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