Winterfreuden auf dem Gottesackerplateau

Winterfreuden auf dem Gottesackerplateau
Das Gottesackerplateau, ein zerklüftetes Hochland auch im Winter.

Auch wenn der Winter schon längst vorbei ist und die Sonne den meisten Schnee, wenn man von den Hochlagen absieht, dahin schmelzen ließ, eine Skitour Ende März wird mir in Erinnerung bleiben. Das Wetter bescherte am Vortag und in den Tagen davor viel Neuschnee bei starkem Wind. Das Ergebnis davon war eine wirklich unglaubliche Schönheit und Formenvielfalt unter den besonderen Bedingungen der Karstfläche auf dem Gottesackerplateau mit seinen vielen Kluften, Furchen und Mulden. Der Wind aus West und Nord kann sich dort auf der weiten Hochfläche wahrlich austoben und seine schöpferische Kraft unter Beweis stellen. Ganz besondere Winterfreuden auf dem Gottesackerplateau.

Auf dem Gottesacker – ein Traumtag für mein Fotografenherz

Das Wetter war kalt, und die letzten Wolken hingen noch über dem Gottesacker. Doch die Sonne Ende März hat schon viel Kraft, und löste die Wolken nach und nach auf. Ich war relativ spät dran und hatte meine Skistöcke vergessen. Gott sei Dank konnte ich mir an der Talstation der Ifenbahn welche ausleihen. Um mich nicht noch mehr zu verspäten, nahm ich die Bahn bis zur Bergstation. Für einen solch wunderbaren Tag war das eine gute Investition. So hatte ich oben wunderbar fluffigen Pulverschnee zum Fahren. Mein Plan war, ins Leutal abzufahren, um von dort je nach Bedingungen und Kondition weiter zu ziehen. Die Möglichkeiten dort sind endlos, für den ambitionierten Skifahrer wohl aber nicht sehr verlockend, weil das Gelände meist ziemlich flach ist, unübersichtlich und immer mit Gegenanstiegen zu rechnen ist. Für mein Fotografenherz genau das Richtige.

Hier eine erste chronologische Darstellung dieser Skitour:

Das Besondere an diesem Tag waren die vom vielen und windbeeinflussten Schnee geschmückten Geländeformen und die Wolken. Diese lösten sich im Laufe des Vormittags auf, bzw. wurden durch höhere Bewölkung ersetzt. Der Pulverschnee war ein Traum. In südseitigen Lagen wurde der Schnee allerdings schnell nass und stollte an den Fellen. Immer wieder hielt ich inne, um die magische Landschaft dieses Hochplateaus in mich aufzunehmen. Entsprechend viele Male drückte ich auch den Auslöser meiner Kamera. Im Gelände war ich den ganzen Tag alleine.

Zerklüftetes Hochland – mein Projektbeitrag beim LensCulture Critics’ Choice 2023

Begeistert von den Bildern reichte ich sie beim LensCulture Critics’ Choice 2023 ein. Es sollte eine Projektstudie mit zehn Bildern werden. Als Titel wählte ich: „Rugged Highland“ (Zerklüftetes Hochland). Von den mehr als 350 Bildern zehn auszuwählen erfordert Konzentration und eine Idee davon, was ich sagen oder zeigen will. Ich erzähle eine Geschichte – klingt einfach, ist es aber nicht. Für mein eingereichtes Projekt bat ich um ein professionelles Feedback, das in meinen Augen sehr positiv ausfiel. Daraufhin habe ich meinen Beitrag überarbeitet, andere Bilder eingefügt, neu gemischt und auch noch einmal mit einem scharfen Blick auf Details verändert.

Projektbeschreibung – eine künstlerische Note

Hier ist die Beschreibung, die ich für das Projekt schrieb:

“After a huge snow storm and snow fall the rugged highland called Gottesackerplateau appears to be touched by a master magician. Strong winds shaped this magnificient landscape of snow and rocky hills. Skiing through this wonderland truly felt like paradies with endless possibilities to take amazing pictures.”

Auf deutsch: „Nach einem starken Schneesturm und -fall erscheint das zerklüftete Hochland namens Gottesackerplateau von den Händen eines meisterlichen Magiers berührt. Starke Winde formten diese großartige Landschaft aus Schnee und felsigen Erhebungen. Mit den Skiern durch dieses Wunderland zu fahren fühlte sich wahrlich paradiesisch an mit endlosen Möglichkeiten für wunderbare Bilder.“ 

Hier also ist meine erste Version:

Das Narrativ und die Ästhetik überarbeiten, oder wie stelle ich diese Winterfreuden auf dem Gottesackerplateau vor?

Das Feeback zeigte mir, dass ich mich noch mehr auf das Narrativ konzentrieren sollte. Was mir zuvor entging, war eine Offensichtlichkeit. Ich kenne die Landschaft, weil ich wiederholt dort war. Der Betrachter meiner Bilder aber sieht erst einmal nur eine Schneelandschaft. Deshalb sollte ich darauf achten, nicht zu viele Bilder mit gleichen Elementen zu zeigen. Der Schnee und die Landschaftsform ist ohnehin den meisten Bildern gleich. Die Frage war also: welche Bilder zeige ich, wie ordne ich sie an? Wie kann ich abwechslungsreich erzählen, damit die Geschichte nicht vorhersehbar wird, sondern die Vorstellungskraft des Betrachters weckt und dessen Aufmerksamkeit hält? Ich entschied mich auch für eine einheitliche Ästhetik, also eine Bilderreihe nur in Farbe. Ich denke, das war ein guter Rat und eine gute Entscheidung.

Hier mein finaler Wettbewerbsbeitrag, nachdem ich meinen ersten Entwurf noch einmal gründlich überarbeitet habe:

Der Wettbewerb ist entschieden. Leider habe ich nichts gewonnen. Willst du die Gewinner sehen? Ich denke, manchen von ihnen würden diese Winterfreuden auf dem Gottesackerplateau sicher gut tun. Was sie wohl aus der Landschaft machen würden?

Hier noch eine Zugabe, nämlich die Bilder, die ich nicht im Wettbewerb eingereicht habe, obwohl ich sie erst einmal dafür in die engere Wahl gezogen habe. Es waren eben zehn Bilder, die ich auswählen musste.

Was fällt dir zu den Bildern ein? Wie wirken die beiden Versionen der eingereichten Geschichte auf dich? Welche wirkt besser auf dich? Ich freue mich auf weiteres Feedback.

Dieser Artikel hat 8 Kommentare

  1. Unglaublich schöne Bilder und auch der Text.Die zweite Version gefällt mir besser…ist mehr Leben drin.Auch die allerersten chronologischen Bilder sind herrlich…
    Schade dass Du nichts gewonnen hast.Du hättest den ersten Preis verdient!

    1. Lieben Dank Maria. Freut mich, dass dich meine Überarbeitung mehr anspricht. Die Hinweise des Mitarbeiters von LensCulture, der meinen Beitrag auf meine Bitte hin kommentierte, waren für mich hilfreich und ermutigend, und wie du zeigst, auch wirksam.
      Ich sage jetzt, diese Tour war meine schönste in dieser Saison, weil die Landschaft einfach so großartig war und auch sonst alles gestimmt hat.

  2. Lieber Alban,
    ich weiß aus eigener Erfahrung, wieviel Arbeit und Sorgfalt es erfordert, Bilder zu einem Wettbewerb einzureichen. (Ich habe letztes Jahr beim Luxembourg Art Prize mitgemacht und wurde als Künstlerin mit einem Zertifikat für meine künstlerische Leistung anerkannt und ermutigt meine Kunst fortzusetzen. Leider auch keinen Preis gewonnen, habe mich aber über die Anerkennung sehr gefreut).
    Ich genieße es jedesmal auf deiner Website zu sein! Ich liebe dein künstlerisches Gespür für Fotos und finde deinen Text erstaunlich. Ganz tolle Leistung!!! Auch wenn es keinen Preis für dich gab, konntest du ja wirklich nützliche Erfahrungen sammeln, und sie beim nächsten Mal verwerten.
    Ich favorisiere deine überarbeitete Version. Die Bilder sind wunderschön und bringen mich an einen ruhigen Ort, der inneren Stille. Super gemacht!!!

    1. Lieben Dank Sabine für deine Worte, deinen ausführlichen und achtsamen Kommentar – was für eine schöne Resonanz. Es freut mich, dass du bei dem genannten Wettbewerb Anerkennung für deine Kunst erfahren hast. Es tut einfach gut und ist wichtig, positives Feedback und Ermutigung zu erfahren. Auch wenn wir Künstler uns das vielleicht nicht immer eingestehen, wir brauchen das auch. Zumindest in Momenten, in denen wir an uns zweifeln, ist es hilfreich, um weiter zu machen, und ja, ich habe auf jeden Fall etwas bei diesem Wettbewerb gelernt, das wertvoll für mich ist.

  3. Wahnsinn. Respekt! Der fliegende Fisch ist weltklasse 🙂

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